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Vergissmeinnicht - Als mich Mami an Satan verkaufte

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Audio: Betroffene M.

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Eine Recherche von Francesca Trento über rituellen Missbrauch. 




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Es sind keine Einzelfälle. Was M.* erzählt, erzählen auch andere Frauen und Männer.

Als Kinder seien sie in regelmässigen Abständen von einer Gruppe Erwachsener missbraucht worden.

Die Erinnerungen daran sind diffus, an gewissen Tagen sind die Bilder fassbarer, an anderen, sei nichts Böses geschehen, erzählen sie, die Betroffenen. So wollen sie genannt werden. Keine Opfer seien sie. Darüber sind sie sich einig, ohne voneinader zu wissen, wenn sie es der Journalistin ans Herz legen. "Ich bin eine Betroffene. Kein Opfer", hiess es.

Aber wenn sie sich erinnern, die Betroffenen, dann ähneln sich ihre Geschichten in vielen Punkten:

Sie erinnern sich daran, mitten in der  Nacht aus dem Kinderzimmer weggeschleppt worden zu sein. Sie erinnern sich an Videokameras, welche die satanischen Rituale, Folterungen und Missbräuche aufnahmen.
Sie erinnern sich an Blut, das sie selbst verloren, trinken mussten oder mit dem sie bemalt wurden.
Sie erinnern sich an satanische Masken und Zeichen, an Altäre, an die sie gefesselt wurden, an die Tiere, die sie töten mussten.
Aber sie erinnern sich vor allem an eines: an den Schmerz.

Das Phänomen "Ritueller Missbrauch" ist in der Schweiz nicht offiziell als existierendes Phänomen deklariert. Der Deutsche Bundestag jedoch hat es vor Jahren schon folgendermassen definiert:

 "Hierbei (rituelle Gewalt) handelt es sich um schwere sexuelle, physische und emotionale Misshandlung, verbunden mit dem Verwenden von Symbolen oder mit Handlungen, die den Anschein von Religiosität, Magie oder übernatürlicher Bedeutung haben. Gewöhnlich findet rituelle Misshandlung wiederholt über einen längeren Zeitraum statt.

Opfer ritueller Misshandlung sind vor allem kleine Kinder und Frauen, deren Widerstand durch Hypnosetechniken, Drogen oder Alkohol gebrochen wird. Darüber hinaus sind die Opfer von ritueller Gewalt häufig sogenannten Programmierungen ausgesetzt. Hierbei handelt es sich um systematische Terrorisierung unter Anwendung äusserster Gewalt mit dem Ziel, das Opfer gefügig zu machen, ihm Schweigegebote aufzuerlegen, mit den Tätern Kontakt zu halten oder sich auf Anforderung selbst zu töten.

Rituell motivierte Misshandlungen sind im Bereich der organisierten Kriminalität und in okkultistisch-ideologischen Kreisen zu beobachten."

*Name der Autorin bekannt
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Ruth Mauz, pensionierte Pfarrerin, hat Erfahrung mit rituellem Missbrauch. Sie begleitet seit Jahren Betroffene. Als ihr zum ersten Mal von einer Frau erzählt wurde, was sie erlebt hatte, konnte sie es nicht glauben. "Ich bin behütet, in einer heilen Welt aufgewachsen", sagt sie, etwas betroffen über ihre damalige Naivität.

Bis sie einer jungen Frau begegnete, die ihre Erlebnisse von Folter, von Vergewaltigungen und satanischen Ritualen offenbarte.

"Das tönte für mich wie ein dunkler Scherz, eine Verschwörungstheorie. Ich dachte mir nur: Diese arme Frau gehört in eine Psychiatrie."

In der Psychiatrie landen tatsächlich viele der Betroffenen. Die meisten erzählen davon, von einer Klinik in die nächste weitergereicht worden zu sein.
    
Unter der Oberfläche

Helfen könnten Kliniken jedoch nicht immer, so die Pfarrerin. Die Betroffene Carina Joy Frieden* hat acht Jahre in Kliniken gelebt. "Geholfen hat es mir nicht – im Gegenteil", sagt die heute 52-jährige Frau. Es gebe zwar Kliniken, die sich auf Traumatisierungen spezialisiert hätten. Bei ihr habe man aber nicht erkannt, was unter der Oberfläche stecke.

Dem Psychologen Kurt Küng ist vor 30 Jahren zum ersten Mal ein Opfer begegnet. Seitdem habe er in "hässliche Abgründe" menschlichen Seins geblickt. Distanziert und klar erzählt er davon. Doch ins Detail will er nicht gehen, wenn er nicht muss.

Ein Gips reicht nicht


Küng erklärt, warum es so schwierig sei, Opfern von rituellem Missbrauch zu helfen. Diese werden gemäss Küng über Jahre hinweg immer und immer wieder traumatisiert. Sowohl psychisch wie auch physisch.

Körperliche Traumatisierungen seien einfach zu behandeln: "Ein Gips um den Arm und alles ist gut", meint Küng

"Die Seele ist jedoch bis heute nicht erforscht", erklärt Küng. "Verletzungen der Seele hinterlassen keine erkennbaren Narben." Da sind sie trotzdem.

Die Folgen

Traumata haben viele Folgen. Betroffene können zum Beispiel Psychosen und Süchte beziehungsweise Suchtverhalten entwickeln. Auch die  Posttraumatische Belastungsstörung sei eine mögliche Folge von traumatischen Erlebnissen.

Die schwerste Form jedoch ist laut Küng die Dissoziative Identitätsstörung (DIS). "Diese bei einem Menschen zu erkennen, ist sehr schwierig, deshalb können Kliniken oft auch nicht helfen." Seine Erfahrungen mit DIS-Menschen hätten gezeigt, dass sie einerseits ihr Problem verstecken wollten, andererseits litten sie unter Amnesie. Aber Gedächtnislücken hätten auch Menschen, die "einfache" Traumatisierungen durchlebt hätten. Das sei also kein klares Anzeichen.


*Carina Joy Frieden hat ihren Namen offiziell geändert.
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Bild und Audio: Psychologe Kurt Küng

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Wo es Opfer gibt, gibt es auch Täter.
"Mir ist von keinem einzigen Fall in der Schweiz bekannt, bei dem die Polizei irgendwelche Täter gefasst hat", sagt Pfarrerin Mauz.

Für die Polizei sei es jedoch aus mehreren Gründen nicht einfach, Täter aufzuspüren und zu überführen, fährt Mauz etwas versöhnlicher fort. Einerseits liege das am psychischen Zustand der Betroffenen, erklärt der Psychologe Küng zum Thema, andererseits fehlten oft die Beweise.

Menschen, die etwas Traumatisches erlebt haben, wie zum Beispiel Vergewaltigungen, könnten sich nicht nur schwer erinnern, sie wollten sich auch nicht erinnern.
Man wolle sich nicht wiederholt in die Vergangenheit zurückversetzen und das Leid wieder aufleben lassen, erklärt der Psychologe die Gedächtnislücken von Opfern.

Gebundene Hände

Die Kantonspolizei (Kapo) Zürich bestätigt die Aussagen des Psychologen: "Opfer von ritueller Gewalt sind schwer traumatisiert und oft in psychiatrischer Behandlung." Dadurch seien deren Aussagen oft voller Ungereimtheiten, wie sie auf Anfrage der Journalistin bestätigte.

Hinzu komme auch der Umstand, dass die Tatzeit meist schon sehr lange, oft Jahrzehnte, zurückliege. "Die Beweissicherung stellt sich dann als noch schwieriger heraus", so die Kapo weiter.

Anzeige zwecklos

Doch das seien nicht die Hauptgründe, warum Täter nicht überführt würden, meint der Psychologe weiter.

Er kenne Namen von Tätern. Nennen will er sie nicht. "Das nützt nichts, das müssen die Betroffenen tun. Bei der Polizei – und Anzeige erstatten."

Doch sogar als Patientinnen Anzeige erstattet hätten, sei nichts passiert. "Jede erstattete Anzeige meiner Patienten wurde zurückgezogen. Meist war es die Mutter selbst, die das Kind dazu drängte. Und das, obwohl sie Bescheid wusste."
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Audio: Betroffene M.

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Die eigene Mutter habe gewusst, was ihrem Kind wieder und wieder bläute, erzählt die Betroffene M. wie auch alle anderen Betroffenen, die mit der Journalistin gesprochen hat. Die Mütter waren im Klaren über die Folterungen, die sexuellen Massenmissbräuche,  die Gehirnwäschen.

Und was taten sie?
"Nichts.", meint Küng kalt.
"Dass Kinder über Jahre rituell missbraucht werden können, dafür braucht es die Eltern. Ohne sie, als Mitwisser, geht gar nichts." 
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Video: Ruth Mauz, Audio: Betroffene M.

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Sowohl der Psychologe wie auch die Pfarrerin haben von Betroffenen oft auffalllend ähnliche Geschichten gehört.

"Zu oft", meinen beide.

Küng wurden Kinder in Behandlung geschickt, die offensichtlich Schwierigkeiten im Alltag hatten. Geschickt wurden sie meist von deren Eltern.  

Schon im Begriff "rituell" selbst wird deutlich: Es geht um Wiederholungen.

"Das Kind wird immer und immer wieder geholt", beteuert Mauz. "Es wird immer und immer wieder gefoltert und missbraucht." – Oft geschehe dies an bestimmten Daten wie Geburtstagen oder Feiertagen. Das sei auffällig in solchen satanischen Kreisen.
"Opfer leiden Jahre später noch unter Panikattacken, wenn Geburtstage anstehen. Aber sie erinnern sich nicht, warum."

Nicht wissen, warum

Gedächtnislücken, plötzliche Panikattacken und Misstrauen. "Ein Mensch, der wiederholt traumatisiert wird, spaltet im schlimmsten Fall irgendwann einzelne Persönlichkeiten ab", erklärt Küng, "er entwickelt also eine DIS. Eine Dissoziative Identitätsstörung."

So könne eine 25-Jährige Frau vor einem sitzen und mit der Zeit, während des Gesprächs, werde ihre Stimme jünger, höher, beschreibt Küng eine multiple Persönlichkeit, den ehemaligen Begriff für DIS.
Nicht nur die Stimme verändere sich. "Ihre Gefühle verändern sich, ihre ganze Lebenseinstellung, ihr Wissensstand", erklärt Küng das Phänomen. "Und irgendwann sitzt eine 7-Jährige vor einem – im Körper einer 25-Jährigen.

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Audio und Bild: Psychologe Kurt Küng

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Die Abspaltung von neuen Persönlichkeiten kann vor allem bei Kindern schnell eintreten, wie Küng erläutert.

Ein Kind hat noch keine eigene Identität, es muss sich zuerst einmal entdecken. "Wenn es sich zum ersten Mal anfasst, erkennt es, "ah, das ist mein Körper", nennt Küng ein Beispiel. Erfahrungen mit sich selbst müssten erst einmal gemacht werden, bis es zur Bildung des Ich komme.

Laut Küng sind Gewalterfahrungen für Kinder schwer nachvollziehbar. Sie brauchen Liebe und Schutz. "Wird ein Kind dann vom Vater missbraucht, versteht es nicht, wie der liebe Papi gleichzeitig ein böser Papi sein kann", erklärt Küng. Weil das Ich noch nicht entwickelt ist, kann es sich nicht von einer solchen Erfahrung abgrenzen und sagen: "Was du machst ist schlecht und ich bin nicht schuld."

Zwei, drei, vier in Einem

Wenn ein Vater also ein Kind nachts missbraucht und tagsüber mit ihm spielt, entwickelt das Kind verschiedene Strategien. Einerseits eine Strategie, wie es den folternden Vater überlebt, und andererseits, wie es mit dem lieben Vater Zeit verbringen kann – ohne in Panik auszubrechen.

"Es bleibt aber nicht lediglich bei einer Strategie, sondern es werden zwei Personen in einer. Diese werden dann herbeigerufen, sobald es sie zum Überleben gewisser Situationen braucht", veranschaulicht der Psychologe.

Die verschiedenen Persönlichkeiten, die sich abspalten, haben laut Küng auch verschiedene Erinnerungen. "Die einzelnen Innenpersonen erleben Unterschiedliches. So können sich Innenpersonen nicht an das Gleiche erinnern wie die anderen 'Inns'." Deshalb auch die vielen Gedächtnislücken bei multiplen Persönlichkeiten.
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Audio: Betroffene S.

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*Name der Autorin bekannt


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Dass durch wiederholte Traumatisierungen Personen abgespalten werden, sei den Tätern bewusst, wie Pfarrerin Mauz klarstellt. "Sie programmieren ihre Opfer regelrecht. Einzelne Persönlichkeiten werden zu einem bestimmten Verhalten konditioniert."

Sie habe erlebt, wie Betroffene zu "Edelhuren" erzogen wurden, um Hochrangige wie Politiker mit ihren Diensten zu beliefern. Eine andere Persönlichkeit derselben Betroffenen sei dafür bestimmt, bei Ritualen selbst auch Täter zu werden. Eine weitere habe man zum Schweigen konditioniert.


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Video: Pfarrerin Ruth Mauz

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Psychologisch gesehen, sei diese Konditionierung eines Menschen von  "ganz einfach", ja, gar "simpel", bestätigt Küng.
Vor allem bei Kindern.

"Bei Erwachsenen braucht es für solche Programmierungen zusätzlich Isolation und, je nach Schwere einer Programmierung, einen Glaubensaspekt."

Sogenannte Grossmeister würden als eine Art Regisseur agieren. "Sie planen rund um das Kind immer wieder leidvolle Erlebnisse", wie Küng erläutert. Selbst würden sie es dann trösten.

Wohltäter

Das Kind werde mehr und mehr von ihm abhängig. Ohne Täter seien sie nichts, glauben sie. "Durch ihn, sind sie lebensfähig. Nur durch ihn."

Der Regisseur ist dann für das Kind nicht der "böse Täter".
"Er wird sein Wohltäter."
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Carina Joy Frieden, selbst in eine satanistische Familie hineingeboren, wurde oft zur Täterin. "Ich musste Kinder töten und missbrauchen. Dazu wurde ich konditioniert."
Carina trifft die Journalistin an einem belebten Platz, einer Expo, wo der CARA-Verein einen Stand hat. Dort ist Carina als Betroffene anwesend. Für Fragen und Antworten offen. So offen, dass es fast surreal klingt, wenn sie von ihrer dunklen Vergangenheit erzählt.

An ihre Taten konnte sie sich lange nicht erinnern. Erst mit der professionell begleiteten Aufarbeitung seien ihre "Taten", wie sie sie nennt, Stück für Stück ans Licht gelangt.
Sie wisse, dass bestimmte Persönlichkeitsanteile in ihr die Gewaltakte vollzogen haben. Nicht sie.

Sie dementiert ihre Schuld nicht. Sie entschuldigt sie auch nicht durch die Tatsache, dass ihr über 20 Jahre lang in der eigenen Familie so viel Böses angetan wurde.
"Ich konnte mir und den Tätern vergeben", sagt sie schlicht.
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Audio: Carina Joy Frieden

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Kinderpornografie, Folter, Babymord, Programmierung von Menschen.  

Wer tut so etwas? Und warum?

In diesem Punkt gehen die Meinungen auseinander. Für den Psychologen ist klar: "Solche Taten sind immer religiös motiviert."

Für die Pfarrerin Mauz ist die Religion nur ein Mittel zur Tarnung: "Das beste Mittel zur Vertuschung eines lukrativen Geschäfts."

Alles auf Band

Ihr sei nämlich aufgefallen, dass alle Betroffene sich an etwas Bestimmtes erinnern. Etwas, das in solchen Nächten des Grauens ständig anwesend war: Videokameras.

"Die Nachfrage nach sadistischem Videomaterial ist riesig." Die Illegalität mache das Geschäft nur lukrativer, so Mauz.

Carina Joy Frieden erinnert sich, wie sie als Kind während ihren Schulferien eine Woche lang mit anderen Kindern in einen Keller eingesperrt wurde. Dort lernten sie pornografische Choreografien auswendig. Als die Woche um war, mussten sie das Gelernte vor dem Zirkel vorführen. "Diese Männer und Frauen ergötzten sich an unserem Schmerz", erzählt sie. Auch das sagt sie so gefasst und nüchtern, das es einen tief erschüttert.
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Video: Pfarrerin Ruth Mauz

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Geld reicht laut Küng nicht als einziges Motiv aus.

Diese Täterkreise würden nicht "einfach grundlos und planlos" foltern, wie Küng erläutert. Sie tun es hochprofessionel, durchdacht und  durchgeplant.
"Sie schaffen es, Gewaltdelikte en masse zu vollziehen, ohne je ein Gefängnis aus der Nähe zu sehen."

Sie quälten Opfer nicht nur, sie programmierten sie, was auf eine perfid durchdachte Planung und Regie schliessen lasse.

"Als Ansporn dazu braucht es mehr als Geld. Da braucht es eine religiöse Überzeugung. Was sie auch so gefährlich macht."

Gefährlich seien sie, weil sie kein schlechtes Gewissen hätten. Und kein schlechtes Gewissen hätten sie, weil sie alles, was sie tun, für ihren Gott tun. Egal was.

"Und was kann man schon sagen gegen den lieben Gott? Nichts."

Besessen


Carina Joy Frieden bestätigt neben dem Geld als Motiv und der Lust am Schmerz anderer auch den religiösen Hintergrund solcher Taten. "Mein Zirkel betete sowohl den Satan und Götzenfiguren wie auch ägyptische Götter an", so die Betroffene.

Ebenso erzählt sie von Kindern im Zirkel, – wie auch sich selbst – die mit Dämonen besetzt wurden. "Ich hatte bis vor kurzem neben den verschiedenen Persönlichkeiten auch Dämonen in mir." Diese, wie auch die anderen Persönlichkeiten, seien mittlerweile weg. 
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Audio: Psychologe Kurt Küng

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Zur Vertuschung von rituellem Missbrauch sind viele Faktoren ausschlaggebend:

Die Eltern als Mitwisser – und ihre eigenen Kinder verkaufen.
Schutzlose Kinder, ohne Vormund, deren Verschwinden niemand bemerkt.
Dissoziative Identitätsstörungen, welche die Aussagen Betroffener unglaubwürdig machen. Gedächtnisverluste wegen multiplen Persönlichkeiten, die bei einer Strafverfolgung oft Verjährung der Gewaltdelikte zur Folge haben.

Einen Faktor brauche es jedoch noch dazu, sind sich die Pfarrerin und der Psychologe einig: Macht.

Diese Täter haben in der Gesellschaft Machtpositionen, sie gehören zur Elite, wie Mauz und Küng unabhängig voneinander und vollkommen überzeugt sagen.

Auch Carina Joy Frieden stimmt diesem Verdacht zu. Sie könne sich erinnern, dass die Rituale an verschiedenen Orten an der Zürcher Goldküste stattgefunden hätten. Dort hausen gewöhnlicherweise eher finanziell gut betuchte Leute.
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Audio und Bild: Kurt Küng

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Betroffene M.

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Was bleibt einem Menschen nach solchen Erlebnissen?

"Eine Leere", meint Küng dumpf.

Sonst distanziert und klar in seinen Aussagen, wirkt er zum ersten Mal betroffen. "Wenn dir jemand oder eben Persönlichkeiten erzählen, wie sie ihr Neugeborenes töten, ihr Herz herausschneiden und ihr Blut trinken mussten oder jemand sich an einen Ziegenbock erinnert, der sie als Kind begattete – ja, dann bleiben du und eine gähnende Leere zurück."    

Sind Betroffene somit hoffnungslos verloren? Sind Dissioziative Identitätsstörungen unheilbar?

"Definiere mir zuerst einmal 'heil' oder 'gesund'", gibt Küng auf die Frage zurück. Die Hälfte der traumatisierten Opfer begehe innerhalb von 20 Jahren Suizid.

Für ihn sei eine "Heilung" dann erreicht, wenn ein traumatisiertes Opfer sich am Abend ins Bett legen und denken könne: "Heute war ein guter Tag." An eine "Heilung" glaubt er nicht.

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Pfarrerin Mauz glaubt jedoch an Heilung. Sie glaubt an Hoffnung, an das Gute – trotz allem. Sie hat schon erlebt, dass gewisse Persönlichkeiten von Opfern sich mit der Zeit aufgelöst hätten.

Dies sei theoretisch möglich, bestätigt Küng. Brauche es diese einzelnen Personen für eine lange Zeit nicht mehr, könnten sie sich langsam auflösen.

Bei Carina Joy Frieden hätten sich sogar alle Persönlichkeiten aufgelöst. Sowohl Mauz, die Carina begleitet hat, wie auch die Betroffene selbst bekräftigen dies.
"Ich bin endlich frei", sagt Carina glücklich. Das habe sie nur geschafft, weil zwei Frauen sie so angenommen hätten, wie sie eben war. Sie hätten ihr die Bibel und Jesus näher gebracht, "Ich bin total in Jesus verliebt."

Mauz ist sich sicher: "Heilung ist möglich. Dafür braucht es nur Liebe, Vertrauen und auch den Glauben an Gott."
Kämen Betroffene in ein behütetes Umfeld unter, wo sie so akzeptiert würden, wie sie sind - ja, dann sei Heilung möglich, so Mauz.
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Audio und Bild: Carina Joy Frieden

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